Besuch bei Freiwilligen in Iringa 4.-8. Oktober 2013

Feier zu Ehren von Julius Nyerere
Feier zu Ehren von Julius Nyerere

Jenny und mir gefiel Iringa Town richtig gut. Mit Bruder Eberhard hatten wir leider jedoch keine Zeit mehr diese zu besichtigen. Aus diesem Grund beschlossen wir das nächste Wochenende bei befreundeten deutschen Freiwilligen vom evangelischen Missionswerk Leipzig/Dresden in Iringa Town zu verbringen. Mit von der Partie war auch noch Linda, eine deutsche Freiwillige in Morogoro, die ich bereits vom Länderwochenende in Ellwangen kannte. Zudem war Montag „Nyerere“ Day (Feiertag zu Gedenken an Julius Nyerere, erster Präsident Tansanias) und der jetzige Präsident- Jakaya Kikwete hatte sich für eine Rede am Montag in Iringa angekündigt! All das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Um von Morogoro ins 300km entfernte Iringa zu kommen stand uns jedoch erst mal Freitagnachmittag eine 5- stündige Fahrt mit dem Linienbus bevor. Das bedeutet in einer 3er Sitzreihe gedrängt sitzen und durchgehend von im Bus auf Bildschirmen laufenden „Bongo-Movies“ (aus unserer Sicht übertrieben geschauspielerte Familientragödien - made in Tanzania) auf voller Lautstärke beschallt werden.  Den Bus verlässt man, wie nach einem Club-/Konzertbesuch mit einem temporären Tinnitus. Zu unserer absolut „entspannenden“ Busfahrt trug auch noch der aufmunternde (?!) Kommentar vom Ticketverkäufer in Morogoro bei: „Your Busdriver drives completly crazy“. Glücklicherweise saßen wir relativ weit hinten im Bus, sodass wir von den riskanten Überholmanövern kaum etwas mit bekamen, bis auf das penetrante Hupen des Busfahrers, um bei Überholmanövern den entgegenkommenden Motorradfahrern zu signalisieren: „Mach gefälligst Platz und fahr auf den Seitenstreifen! ICH bin der Stärkere von uns beiden!“.

Vollkommen erledigt wurden wir am Busbahnhof in Iringa von Tilmann, Astrid und Paula freundlich und aufmunternd in Empfang genommenJ. Die Freiwilligen führten uns zu ihren beiden netten (kleineren) Häusern auf dem Gelände der evangelischen Kirche in Iringa. Das Wochenende verging wirklich wie im Flug mit ein wenig „Sightseeing“, gemeinsamen Kochen, total interessanten Essensgesprächen und natürlich mit Erfahrungsaustausch.

Am Montagmorgen begaben wir uns ins Stadtzentrum von Iringa, um der Feier anlässlich des „Nyerere Day“ bei zu wohnen. Eine große Menge von Menschen hatte sich bereits am Straßenrand versammelt, um dort gemeinsam den Präsidenten bei der Vorbeifahrt zu begrüßen. Nach etwas Wartezeit raste dann eine Kolonne dunkler Geländewagen an uns vorbei. Das einzige was wir vom Präsidenten zu unserer Enttäuschung zu sehen bekamen war eine aus dem Fenster gestreckte Hand mit Victory- Zeichen. 

Der Tanzianische Präsident Jakaya Kikwete und weitere wichtige Politiker wurden freudig in Iringa begrüßt
Der Tanzianische Präsident Jakaya Kikwete und weitere wichtige Politiker wurden freudig in Iringa begrüßt

Nach der Vorbeifahrt setzte sich die Menschenmenge in Bewegung zum Festplatz etwas außerhalb des Zentrums. Erstaunlich war, dass ganz viele unterschiedliche politische Gruppen, ihre Parolen grölend, friedlich nebeneinander zum Festplatz herzogen. Die meisten Kinder schlossen sich begeistert diesen Gruppen an und grölten die Parolen aus vollem Hals mit. Für mich ein eher paradoxes Bild, da die Kinder in meinen Augen bestimmt noch keine Ahnung von Politik und von dem, was sie da eigentlich lauthals mit schreien, haben.  

Kinder rennen begeistert hinter Parteianhängern hinterher
Kinder rennen begeistert hinter Parteianhängern hinterher

Auf dem Festplatz konnten wir leider jedoch nicht sehr viel Zeit verbringen, da unser Bus zurück nach Morogoro bereits um 1 Uhr nachmittags abfahren sollte –dachten wir zumindest.

 

Am Busbahnhof angekommen mussten wir zu unserem Entsetzen feststellen, dass unser Bus bereits um 7 Uhr in der Früh gefahren war und kein weiterer Bus an diesem Tag mehr nach Morogoro fuhr. Wie konnte das passieren? In Tansania gibt es zwei Arten Zeit anzugeben: Die Kisuaheli Time & die English/European Time. Die Zählung der Kisuaheli Time beginnt mit Sonnenaufgang, die Stunde 0. Das ist 6 Uhr in der Früh (European Time). Somit ist 7 Uhr in der Früh nach europäischer Zeit gleich 1 o´ clock nach Kisuaheli Time. Jedoch bin ich beim Ticketkauf am Sonntag davon ausgegangen, dass die Zeitangabe auf dem Ticket in European Time ist = 1pm.  Naja, nächstes Mal bin ich schlauer und frage beim Ticketkauf lieber 5mal nach. Total super fand ich, dass uns die Dame am Ticketschalter, nachdem wir ihr unserer Situation erklärt hatten, anstandslos (vielleicht auch aus Mitleid?) unsere verfallenen Tickets gegen neue für den nächsten Bus am Dienstagmorgen umtauschte. Jedoch musste ich ihr wiederholt versichern, dass ich verstanden hätte, dass der Bus um 6 Uhr in der Früh (European Time) abfahre. Am nächsten Tag kamen Jenny, Linda und ich nach 5 nervtötenden Bongo-Movie-Stunden wohlbehalten wieder in Morogoro an.

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