Was mache ich hier eigentlich?

Über viele Erlebnisse und Erfahrungen hier in Tansania habe ich bereits geschrieben. Das Wichtigste wurde jedoch ausgelassen: Meine Tätigkeit hier an der Jordan University. 

Zum Zeitpunkt meiner Ankunft wusste ich nur, dass ich im ICT Department (Information and Communications Technology) mithelfen würde. Das ICT Department besteht mittlerweile aus Makala, Gentian (beide aus Tansania) und mir. Makala ist von uns dreien der Erfahrenste, die letzten Jahre musste er die gesamte Technik alleine schmeißen. Gentian war, als ich ihn kennen lernte, auch gerade erst für 3 Monate von der Partie und hatte keinen Vorgänger. Er hatte bereits ein IT Studium über 6 Monate in Finnland absolviert und wusste daher ungefähr, wie ich mich in einer komplett anderen Kultur fühlen musste. In beiden habe ich super Freunde gefunden, die mich manchmal auch wieder auf den Boden der tansianischen Gegebenheiten zurückholen, wenn ich vor lauter Tatendrang versuche, über das Ziel hinauszuschießen.

 

Von Links: Gentian & Makala am Communtity Day
Von Links: Gentian & Makala am Communtity Day

Anfangs musste ich feststellen, dass niemand für mich Arbeit zu haben schien. Somit konnte es innerhalb der ersten zwei Wochen passieren, dass ich mich im ICT Office beim „Däumchen drehen“ wieder fand. Ich hatte überhaupt keinen Einblick in die Strukturen und Probleme der Universität. Zudem hatte das Semester noch nicht angefangen, die meisten Professoren & Studenten waren außer Haus und der Campus schien sich in einem Art „Regenerierungsschlaf“ zu befinden.

Da es nicht viel zu tun gab entschloss ich mich auf eigene Faust eine neue Website für die Jordan University zu designen. Ohne jegliche HTML-Programmierungskenntnisse scheint das vielleicht etwas gewagt, jedoch gibt es zum Glück Programme wie „Joomla“, die es einem ermöglichen mit einem „Baukastenprinzip für Fortgeschrittene“ es trotzdem zu schaffen ein recht gutes Resultat zu erzielen. Mit etwas Starthilfe von Gentian hatte ich eine tolle, zeitintensive Aufgabe gefunden. Leider ist das Ergebnis meiner Arbeit immer noch nicht auf der Domain der Uni zu sehen…

Als die Studenten und Professoren zu Semesterbeginn eintrafen nahm das Arbeitsleben deutlich Fahrt auf. Über 1300 Erstsemestler mussten sich online mit ihren Kontaktdaten im neuen (noch nicht ganz ausgereiften) Online System „JUCOIS“ registrieren. Zudem mussten alle mit einer ID Karte versorgt werden. Da die meisten Studenten weder über einen eigenen Laptop noch Internetzugang verfügen, geschah die Registrierung im hervorragend ausgestatteten Computerraum der Uni. Ich war komplett überrascht, dass der Großteil der Studenten Probleme hatte, dass für mich völlig simple wirkende Formular am PC auszufüllen. Durchgehend half ich beim Tippen, erklärte wie man die Maus bedient oder schloss/öffnete versehentlich geöffnete/geschlossene Fenster. Ich muss wirklich total fassungslos gewirkt haben, da Gentian grinsend auf mich zu kam und meinte: „Das ist doch hier ganz normal“! Nun ja, hier wachsen halt die Jugendlichen nicht so selbstverständlich mit Computern auf wie bei uns, so dass allein die feinmotorischen Fähigkeiten eine Maus zu bedienen, erst erlernt werden müssen.

Aus diesem Grund entschloss ich mich für Studenten Einsteiger & Fortgeschrittenen Computer Kurse zu geben. Dabei orientierte ich mich an deutschem Unterrichtsmaterial, dass mir mein Cousin freundlicherweise zur Verfügung stellte! Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten aufgrund zu geringer Teilnehmerzahl gebe ich nun 4 Anfänger- und 2 Fortgeschrittenenkurse für à 1 ½ Std. pro Woche mit durchschnittlich 6 Studenten pro Kurs. Öfters stoße ich dabei etwas an meine Grenzen. Sprachprobleme (ich unterrichte auf Englisch mit einem für die Studenten ungewohnten „funny“ Akzent), Geduldsproblemen (man muss wirklich alles sehr, sehr oft erklären und auf eigenständiges Denken und Arbeiten  kann man hier nicht unbedingt zählen), Stromausfälle mitten im Unterricht, Viren und gelöschte Daten auf den Schulcomputern, die die vorhergehende Stunde alle noch da waren und natürlich die „normalen“ Probleme, mit denen wohl jeder Lehrer auf der Welt zu kämpfen hat (zu spät kommen, vergessen von Arbeitsmaterialien, Unaufmerksamkeit, Nutzung von Handys). Jetzt wo ich selbst „ da Vorne“ stehe, wird mir erst klar was für einen großartigen Job meine Lehrer geleistet haben.

 

Meine drei besten & fleißigsten Schüler :)
Meine drei besten & fleißigsten Schüler :)

An den zwei Tagen der Woche, die ich keinen Unterricht gebe, helfe ich bei sonstigen IT-Belangen aus:

  • Designe Plakate für Veranstaltungen
  • Räume z.B. den Serverroom auf (wozu Makala die vorhergehenden Jahre offensichtlich nicht gekommen ist) à Bild
  • Repariere/renoviere Computer
  • Schließe PCs an
  •  Erstelle ID Karten für Studenten
  • Bringe Professoren ihren PC und seine Funktionen näher
  • Helfe dort wo ich gefragt werde (z.B. Examen beaufsichtigen)

 

 

Däumchen drehen gibt’s nimma!

 

 

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