Mai - Zwischenbericht

Mittlerweile bin ich nun seit rund acht Monaten an der Jordan Universität in Morogoro tätig. Im Laufe der letzten Monate hat es sich leider immer deutlicher gezeigt, dass eine wirkliche Kooperation im ICT Department unter den Mitarbeitern nicht möglich ist. Meine beiden Kollegen arbeiten jeweils hauptsächlich für sich alleine und keiner weiß wirklich, was der andere macht, geschweige denn, wo dieser sich gerade befindet. Diese Situation ist für mich sehr frustrierend. Ich würde mir wünschen, von meinen Vorgesetzten klare Anweisungen zu erhalten oder mit ihnen gemeinsam ein Projekt zu planen und anzupacken. Dies habe ich auch öfters versucht anzuregen:

  • Zum einen habe ich ein wöchentliches Meeting aller Mitarbeiter des Departments vorgeschlagen, bei welchem momentane Arbeitsaufgaben geklärt und eine Vorgehensweise besprochen werden sollte. Zudem sollten die anstehenden Arbeitsaufgaben gleichmäßig auf alle Mitarbeiter verteilt werden (so die Theorie). Alle stimmten diesem Vorschlag euphorisch zu und ein passender Zeitpunkt für das Treffen wurde gefunden. Bei unserem ersten Meeting war das Problem, dass beide Mitarbeiter viel  zu spät kamen und ich diese erst telefonisch erinnern musste, dass nun eigentlich das Meeting statt finden sollte. Mit ca. 30 Minuten Verspätung begann das Treffen. Beim darauffolgenden Treffen genau eine Woche später zum selben Zeitpunkt musste ich feststellen, dass keiner meiner Mitarbeiter die zuvor einvernehmlich abgesprochenen Aufgaben erledigt hatten. Nach einem weiteren Treffen, an welches ich wieder erinnern musste, bzw. hinter den beiden her telefonieren musste, habe ich die Initiative aufgegeben.
  • Weitere Vorstöße von meiner Seite in die Tätigkeiten des Departments einbezogen zu werden fanden statt, wurden aber fast nie berücksichtigt. Aus diesem Grund arbeite ich hauptsächlich selbständig an der Universität. Zu meiner momentanen Tätigkeit später mehr.

Um den Status Quo zu ändern habe ich ein gemeinsames Gespräch mit dem Direktor der Uni Fr. Bernard Witek und mit dem für Freiwillige zuständigen Fr. Josephat gesucht. Bei diesem Gespräch brachten mir diese sehr viel Verständnis für meine Situation entgegen. Beide meinten, dass ihnen die schlechte Situation im ICT Department bereits in Grundzügen zu Ohren gekommen sei. Bedankten sich jedoch auch für meine eindeutigen Hinweise.

Als Resultat des Gesprächs beschloss Fr. Josephat ein ernstes Gespräch mit beiden Mitarbeitern zu führen. Bisher (einige Wochen nach dem Treffen) hat sich leider für mich die Situation im ICT Department immer noch nicht geändert. Da ich in Zukunft nicht wirklich auf eine gute Zusammenarbeit im Department hoffen kann, versuche ich – so gut es geht – mir selber Projekte an La

nd zu ziehen. So habe ich im zweiten Semester damit begonnen für die Professoren der Uni jeweils einwöchige Abend-Workshops in Word (Typographical Norms for writing a Research Paper) und PowerPoint zu geben. Diese Workshops laufen in meinen Augen sehr erfolgreich und sind - hoffentlich -  für die teilnehmenden Professoren von großem Nutzen. So habe ich bereits einige positive Rückmeldungen von Teilnehmern bekommen, dass Ihnen der Workshop im Lehralltag sehr geholfen hätte. Zudem versuche ich nun nach Absprache mit meinem Betreuer in Deutschland und Fr. Bernard einen Bericht über Probleme des ICT Departments und mögliche Lösungswege zu schreiben. Hierfür habe ich bereits begonnen Interviews mit Angestellten, Professoren und Studenten zu führen um einen fundierten und breiten Überblick zur momentanen Situation zu bekommen.

 

Im Allgemeinen muss ich jedoch leider sagen, dass ich sehr frustriert mit meiner Arbeit bin, da ich aufgrund der sehr mangelhaften Zusammenarbeit mein eigenes Potenzial fast komplett ungenützt sehe. Zudem hat sich bei mir, aufgrund der großen Zahl der gescheiterten Versuche an der Situation etwas zu ändern, doch deutlich  Resignation eingestellt und es besteht ein wenig die Gefahr sich mit damit abzufinden und die restliche Zeit nur abzusitzen. Aber ein paar Aufgaben finde ich schon noch.

 

Situation abgesehen von der Arbeit:

Die Situation an der Jordan University gefällt mir im Grunde sehr gut. Als Freiwillige steht es Jenny und mir komplett frei, wie wir unsere Freizeit gestalten wollen. Optimal ist zudem die zentrale Lage der Stadt Morogoro in Tanzania. So kann man sehr einfach und günstig mit einer Busgesellschaft den Norden (Moshi), Süden (Mbinga/Songea), Osten (Dar es Salaam) und Westen (Iringa) des Landes erreichen. So hatte ich bisher die Möglichkeit einen Freiwilligen (Joseph) in der Nähe von Kisangara zu besuchen und noch zusätzlich, da ich ja schon im Norden war, meinen Cousin, der am KCMC (Kilimanjaro Christian Medical Center) für einige Wochen sein Medizinpraktikum absolvierte. Zudem war ich im Februar einen Mitfreiwilligen (Tilmann) in Iringa besuchen und bin daraufhin weiter nach Mbinga in den Süden gefahren, um dort bei den Vincentian Sisters und einer Freiwilligen (Verena) Ostern zu feiern. Zudem treffen Jenny und ich uns immer wieder mal in Dar es Salaam mit Andi oder Andi kommt uns besuchen. Ich finde es wirklich toll jetzt schon sagen zu können, dass ich sehr viel von Tanzania gesehen habe und ein großes Spektrum des Landes erlebt habe. Die guten Kontakte und Gespräche mit vielen anderen Freiwilligen sind für mich zudem unglaublich wertvoll.

 

Morogoro ist zudem als Stadt sehr schön. Wenn mir an der Jordan Universität alles etwas zu viel wird, flüchte ich mich zusammen mit Jenny gerne in den New Rock Garden (eine parkähnliche Grünanlage mit Fluss). Man kann zudem auch in einem der Restaurants oder Hotels gut, wenn auch etwas teuer, essen gehen. Auch haben Jenny und ich außerhalb der Universität gute Freunde (sowohl Tansanier als auch deutsche Freiwillige) gefunden mit denen wir öfters am Wochenende etwas unternehmen.  Etwas schade finde ich auch, dass man sich mit den meisten Professoren nicht wirklich gut beim Essen unterhalten kann und sich kaum interessante Gespräche ergeben. Jeder bleibt fast ausschließlich unter sich oder redet nur über Probleme und Themen die momentan in der Arbeit anstehen.

Sehr schöne Seiten von Morogoro: